Ingmar Hoerr ist einer der erfolgreichsten Entrepreneure Deutschlands. Das von ihm gegründete Biopharmazieunternehmen Curevac in Tübingen ist etwa 1,5 Milliarden Euro wert. Im Gespräch kritisiert er pointiert die hiesige Innovationskultur.Hier einige Auszüge:
Herr Hoerr, laut Ministerpräsident Kretschmann ist Baden-Württemberg bei Start-ups wie eine unterbewertete Aktie. „Morgen sind wir der Wachstumstitel schlechthin“, meinte er jüngst. Teilen Sie seinen Optimismus?
Ich bin schon Optimist, ja. Ich will nicht Kassandra sein. Aber ich teile nicht den Optimismus, dass man da hinkommt, ohne Grundlegendes in Baden-Württemberg zu ändern. Nur „laufen lassen“ reicht nicht.
Das hiesige Verständnis ist ja: die erste Runde der Digitalisierung haben die Deutschen verloren. Aber die zweite Runde gewinnen sie, weil es nun um die Dinge im „Internet der Dinge“ geht. Und da sind wir stark.
Ich kann das Wort „Digitalisierung“ nicht mehr hören. Das ist für mich das „Unwort des Jahres“. Digitalisierung bedeutet nichts weiter als den Ausbau von Infrastruktur und die Veränderung von Prozessen. Übertragen auf das 19. Jahrhundert wäre das vielleicht der Kanalbau gewesen. Dann hätte man eine Kanalisierungs-Strategie gebraucht und die Kretschmänner des 19. Jahrhunderts wären Kanalisierungsminister gewesen. In den USA redet kein Mensch über Digitalisierung. Dort ist es klar, dass man die Datenleitungen und Prozesse braucht. Da braucht es keine große Strategie. In Deutschland hat man dagegen etwa in der Diskussion um Industrie 4.0 ein Refugium gefunden, in dem man beruhigt sagen kann: da tun wir jetzt was.
Mehr dazu: http://www.ideenwerkbw.de/ingmar-hoerr-digitalisierung-unwort/